Technische Bilder und Fotos in der Dokumentation

Technische Bilder sind ein wichtiger Bestandteil der Technischen Dokumentation. Ganz alte Beschreibungen von Maschinen enthielten beschriftete Handskizzen zur Veranschaulichung. Später kamen Fotos in Mode. Heute spielen Fotos in Bedienungsanleitungen eine Nebenrolle, obwohl sie viel einfacher herzustellen sind und sich leichter bearbeiten lassen als damals. Warum eigentlich? Haben Fotografien in der Technischen Dokumentation jetzt ausgedient? Wo lassen sie sich heute noch gewinnbringend einsetzen?

Bevor wir diese Fragen beantworten, schauen wir uns zunächst an, wofür Bilder in der Technischen Dokumentation überhaupt genutzt werden.

Welche Aufgaben erfüllen technische Bilder in der Dokumentation?

  • Orientierung: Die verbale Beschreibung, wo einzelne Teile einer Maschine angeordnet sind, lässt sich gedankliche nur schwer nachvollziehen. Ein Bild vermittelt Ihnen dagegen sofort, wo sich Bedienelemente, Anschlüsse und Zugänge für die Wartung befinden.
  • Instruktion: Möchten Sie eine Handlungsanleitung geben, dann verleihen technische Bilder zusätzliche Aussagekraft. Mithilfe von Abbildungen können Sie den Ablauf leichter nachvollziehen und sich die Arbeitsschritte besser merken.
  • Bewahrung von Wissen: Technische Bilder halten den Zustand eines Objektes fest. Sie können sich später ansehen, wie konkrete Aufgaben gelöst wurden und daran anknüpfen. Werden zum Beispiel während einer Montage die einzelnen Stufen im Bild festgehalten, können Sie den Aufbau nachverfolgen. Beim nächsten Mal wissen Sie es dann genau, wie es funktioniert.
  • Unterstützung schöpferischer Arbeit: Die Technische Dokumentation beginnt mit der Idee für eine Maschine oder ein anderes Objekt. Sobald die Idee steht, erscheint das Objekt vor Ihrem geistigen Auge. Um es weiterzuentwickeln, fertigen Sie vermutlich instinktiv eine Skizze an. Auf dem Weg zur Vollendung brauchen Sie Entwürfe, Bilder von Modellen und technische Zeichnungen.
  • Visualisierung: Es gibt Dinge, die Sie nicht sehen können, weil sie verdeckt, noch nicht hergestellt oder nicht gegenständlich vorhanden sind (wie zum Beispiel Beziehungen, Abhängigkeiten, Prozesse oder Organisationsstrukturen). Technische Bilder helfen Ihnen, diese Dinge sichtbar und damit leichter verständlich zu machen.
Halten wir also fest:
Für Orientierung, Instruktion und Bewahrung von Wissen sind Fotos prinzipiell geeignet. Aber: Was nicht sichtbar oder noch nicht da ist, kann man auch nicht fotografieren.

So fertigen Sie technische Bilder an

Reißbrett Technische Zeichnung
Technische Bilder wurden früher am Reißbrett erstellt.

Für Fotos brauchen Sie eine Kamera. Da technische Bilder häufig Beschriftungen verlangen und auf Fotos meistens auch Sachen abgebildet sind, die eher stören, brauchen Sie ein Bildbearbeitungsprogramm.

Für andere technische Bilder, die in der Dokumentation verwendet werden sollen, benötigen Sie ein Zeichenprogramm. Alles andere wäre zu umständlich. Oder haben Sie Lust auf Papier und Bleistift bzw. Reißbrett, Reißzwecken und Reißzeug? Vielleicht sind Ihnen diese Begriffe noch nie begegnet. Denn die Zeiten, in denen technische Zeichnungen auf diese Art und Weise hergestellt wurden, sind längst Geschichte.

Konstrukteure und Technische Illustratoren benutzen heute verschiedene Illustrationssoftware für ihre Arbeit. Diese Programme liefern neben technischen Zeichnungen auch perspektivische Strichzeichnungen und fotorealistische Ansichten von kompletten, aufgeschnittenen oder teilmontierten Objekten sowie Explosionszeichnungen. Bei Bedarf stellen sie auch Transparentbilder mit durchscheinenden Außenwänden zur Verfügung, die den inneren Aufbau zeigen.

Merke:
Fotorealistische technische Bilder spielen nach wie vor eine große Rolle in der Technischen Dokumentation. Eine Kamera ist dafür in den meisten Fällen allerdings nicht mehr vonnöten.

Was stört an Fotos bei der Technischen Dokumentation?

Die Perspektive

CAD Zeichnung Technische Illustration
Heute entstehen Illustrationen meist am Computer.

Die Gegenstände erscheinen auf Fotos immer in Zentralperspektive. Das kommt dem Sehen von realistischen Gegenständen am nächsten. Auf den Bildern sind alle Konturen verzerrt, die nicht rechtwinklig zur Kameraachse verlaufen. Entfernte Gegenstände sind kleiner als nahe. Wenn ein Kleinkind sagt „Papa, da vorn wird die Straße so eng, dass unser Auto nicht durchpasst.“, dann ist das lustig. Wenn Techniker Größenverhältnisse nicht richtig einschätzen können, hört der Spaß allerdings oftmals auf. Deshalb verwenden sie gern isometrische Darstellungen. Darin erscheinen alle senkrecht zur Sichtachse verlaufenden Linien maßstabsgerecht und alle parallel zur Sichtachse verlaufenden Linien abgewinkelt und um den gleichen Faktor verkürzt.

Die Skalierbarkeit

Fotos haben eine bestimmte Auflösung und Größe. Einmal aufgenommen, lässt sich dies nicht mehr oder nur bedingt ändern. Soll ein Foto verkleinert werden, ist dies kein Problem. Aber was passiert beim Zoomen? Das Foto verpixelt. Gerade in der digitalen Welt, wo man auf dem Tablet ganz einfach Dinge mit den Fingern vergrößern kann, geraten klassische Fotografien daher schnell an ihre Grenzen. Technische Illustrationen und Renderings sind seit einigen Jahren nicht mehr aus der Technischen Dokumentation wegzudenken. Denn diese am Computer erstellten Vektor-Dateien lassen sich nahezu beliebig und ohne Qualitätsverlust vergrößern und sind heute kaum noch von echten Fotos zu unterscheiden.

Die Gleichwertigkeit der abgebildeten Gegenstände

Einzelne Anweisungen von Instruktionen beziehen sich immer auf ganz bestimmte Maschinenteile. Auf Fotos müssen Sie diese erst suchen. Meistens unterstützt Sie dabei ein Pfeil. Ihre Augen sehen allerdings automatisch an die Stelle, die interessant ist. Und das muss nicht unbedingt diejenige sein, zu der Sie hinsehen sollen. Auf Strichzeichnungen lässt sich das betreffende Teil durch dickere Linien oder auffällige Farben interessant machen. Für die Orientierung reichen schematische Darstellungen der angrenzenden Teile aus.

Merke:
Fotos geraten in der Technischen Dokumentation schnell an ihre Grenzen, wenn es um die Perspektive, die Skalierbarkeit und die Orientierung der dargestellten Gegenstände geht.

Wann bereichern Fotos die Dokumentation?

Darstellung eines Gegenstandes in seinem Umfeld

Wollen Sie den Gebrauch eines Gegenstandes durch seine Anordnung im technischen Umfeld verdeutlichen, gelingt Ihnen das am besten mit einem Foto. Beispiele sind ein Kran bei der Arbeit oder eine Waschanlage in Betrieb.

Dokumentation eines Istzustandes

Wollen Sie den Zustand eines Gegenstandes in einem bestimmten Moment festhalten, ist ein Foto sehr aufschlussreich. Das trifft zum Beispiel zu, wenn ein Teil im Betrieb versagt hat. Technische Bilder der Bruchstelle helfen, das Geschehen zu rekonstruieren oder in Anleitungen die Folgen fehlerhafter Handlungen zu verdeutlichen.

Das Foto eines qualitativ einwandfreien Produkts, das kurz vor der Auslieferung aufgenommen wurde, kann Sie vor Haftungsansprüchen schützen. Umgekehrt können Sie durch ein Foto gegebenenfalls Haftungsansprüche geltend machen.

Bewahrung von Wissen

Fragen Sie sich auch manchmal, wie etwas früher ausgesehen hat oder wie Gegenstände genutzt wurden? Das Wissen ist ein wertvoller Schatz der Menschheit. Fotos helfen, ihn zu bewahren, und zeigen anschaulich, welche technischen Mittel im Lauf der Zeit entwickelt wurden.

Referenzen

Fotos lassen sich innerhalb von Prospekten sehr gut als Referenz für den Vertrieb nutzen. Ihr Kunde erkennt an den von Ihnen bereits realisierten Aufträgen schnell, was alles machbar ist, und fasst Vertrauen in Ihre Produkte.

Merke:
Fotos haben nach wie vor ihre Berechtigung in der Technischen Dokumentation. Denn auch Technische Illustrationen eignen sich nicht in jedem Fall.

Fazit: Foto oder Illustration?

Die Antwort, ob Sie nun lieber mit Fotos oder Technischen Illustrationen arbeiten sollten, lässt sich nicht mit einem klaren „entweder … oder“ beantworten. Denn beide haben ihre Vor- und Nachteile und daher empfehlen wir „sowohl … als auch“. Denn so viel steht fest: Technische Bilder sind enorm wichtig und gehören in jede Dokumentation.

Bildquellen: Pexels, Pixabay

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