Insbesondere in Zeiten der sozialen Medien erhalten Bilder und Fotos eine enorme Bedeutung. Unsere Kommunikation ist zwar vielfältig und dennoch findet sie heutzutage immer mehr in Form von Bildern statt. Denken Sie nur an Werbung! Können Sie sich Werbung für das neue Kleid vorstellen, ohne dass es Models präsentieren? Oder die Vorführung des neuen Sportwagens ohne ein Auto? Unsere Kommunikation lebt von Bildern. Doch dabei sind Bilder nicht gleich Bilder. Vor allem die Wirtschaft setzt täglich Abbildungen von Produkten und Dienstleistungen ein. Hin und wieder stellt sich dann die Frage: Technische Zeichnung oder Technische Illustration – was ist was und worin unterscheiden sie sich eigentlich?
Technische Zeichnung vs. Illustration – Ist das nicht das gleiche?
Es ist schon lange wissenschaftlich bewiesen, dass der Mensch aufbereitete Informationen mittels Bildern besser aufnimmt und erfolgreicher verarbeitet. Eine aktuelle Umfrage von Statista verdeutlicht außerdem, dass die Anzahl der Personen in Deutschland, die Texte ohne Bilder langweilig finden, von 2016 bis 2020 zunehmend gestiegen ist. Bei jährlich mehr als 23.000 Befragten ergibt sich dank der Stichprobe eine Hochrechnung auf 70,64 Mio. Personen, die sich Texte ohne Bilder im Jahr 2020 nicht mehr vorstellen können und wollen (Quelle: Statista).
Illustration, Skizze, Abbildung, Zeichnung, Veranschaulichung – viele Begriffe für ein und dasselbe? Ganz im Gegenteil. Jedem Begriff kommt eine andere Bedeutung zu. Sehen wir uns den Hintergrund für die Begriffe Technische Zeichnung und Technische Illustration genauer an. Sie werden zwar allzu oft als Synonyme verwendet und doch könnten die Unterschiede kaum größer sein.
Normgerechte Darstellung? Technische Zeichnung!
Das Technische Zeichnen kommt insbesondere im Maschinenbau zum Einsatz, beispielsweise in der Montageanleitung einer Baugruppe zu einer Maschine. Auch Bauzeichnungen und Pläne wie Lage- oder Schaltpläne finden in dieser Art der Technischen Dokumentation Anwendung. In Deutschland gilt für Technische Zeichnungen die DIN-Norm 199 des Deutschen Instituts für Normung e. V. Dieser Standard definiert die Technische Zeichnung als „eine Zeichnung in der für technische Zwecke erforderlichen Art und Vollständigkeit, z. B. durch Einhaltung von Darstellungsregeln und Maßeintragungen“.
Diese Regeln und Vorgaben verdeutlichen, wie komplex die Normen rund um diese Zeichnungen sind. Grundsätzlich gilt: Eine Technische Zeichnung gibt eine maßstabsgetreue Abbildung beispielsweise einer Maschine wieder. Diese Abbildung ist dabei äußerst detailgetreu und erscheint in Betriebsanleitungen oder Montagehandbüchern als eine exakte visuelle Beschreibung, in der auch die kleinsten Details dargestellt werden.
Eine Technische Zeichnung lebt von detailtreuen Abbildungen
Bilder helfen uns, die Vielschichtigkeit von Sachverhalten anschaulicher zu machen. Durch teilweise sehr umfangreiche Informationen können diese Zeichnungen mitunter recht komplex werden. Das liegt allerdings daran, dass es keinen Spielraum für Interpretationen geben darf, es muss alles eindeutig und verständlich dargestellt werden. Technisches Zeichnen als visueller Kanal richtet sich vorrangig an Experten.
Ob Zusammenbauzeichnungen oder Teilezeichnungen: Dank verschiedener Darstellungsformen können Zeichner je nach Konzept, Zielgruppe und Produkt aus diversen Abbildungsmöglichkeiten wählen. Besonders häufig kommt die sogenannte Explosionszeichnung zum Einsatz. Sie stellt komplexe Gegenstände verständlich dar. Die Einzelteile sind voneinander getrennt abgebildet. Dies verdeutlicht, wie die Maschine oder das Produkt zerlegbar ist. Der Grundgedanke: Der Leser kann den Aufbau des Gegenstandes einfacher nachvollziehen.
Alles Ansichtssache!
Nicht nur Darstellungsformen spielen beim Technischen Zeichnen eine große Rolle. Auch die Ansicht auf ein Produkt ist von essentieller Bedeutung. Ihnen ist bestimmt schon einmal aufgefallen, dass Hersteller die Vorderansicht oder auch die Drauf- und Seitenansicht bei ihren Betriebsanleitungen gebrauchen? Somit wird das Bauteil hervorgehoben, welches in dem konkreten Schritt der Anleitung für den Leser relevant ist. Kurze textliche Anmerkungen unterstützen diesen Effekt außerdem, um einzelne Handlungsanweisungen zu übermitteln.
Vollschnitt, Halbschnitt oder doch Teilschnitte – auch die Verwendung unterschiedlicher Schnitte unterstützt die Verständlichkeit bei der Montage. Das wohl bekannteste Stilmittel sind verschiedene Linien. Ob breite und schmale Volllinien, Strichlinien oder auch Strichpunktlinien: Denken Sie an Ihre Schulzeit, Sie erinnern Sie bestimmt noch an den Würfel, der dank verschiedener Linienarten und Transparenzen als dreidimensionales Objekt im Mathematikheft erscheint.
Technische Zeichnung ist NICHT gleich Illustration
Anders als beim Technischen Zeichen liegt der Fokus bei der Technischen Illustration auf einer leicht verständlichen Darstellung von Gegenständen. Vor allem in Nachschlagewerken oder Betriebsanleitungen können diese Illustrationen auch Menschen ohne besondere Vorkenntnisse oder ausgewiesenes Expertenwissen schneller erfassen.
Hierbei werden deutlich weniger Details in die Illustration eingebaut als beim Technischen Zeichnen. Ganz im Gegenteil: Der Technische Illustrator integriert nur Informationen, die für den Leser wirklich relevant sind. Illustrationen beschränken sich dabei lediglich auf die wesentlichen Produktmerkmale und Funktionen. Der Illustrator hat mittels verschiedener Stilmittel eine gewisse „künstlerische Freiheit“, um beispielsweise die Funktionen einer Maschine darzustellen. Unterschiedliche Perspektiven, Stilmittel wie Schraffuren und Texturen, aber auch Vereinfachungen gehören zu dieser Art der Abbildungen.
Technische Illustration: Weniger ist mehr
Der Vorteil gegenüber den Zeichnungen ist klar: Je weniger Details und je größer der Verzicht auf textliche Anmerkungen, desto verständlicher sind die Illustrationen – auch über die Ländergrenzen hinaus. Technische Illustrationen minimieren potenzielle Sprachbarrieren und sparsame Beschreibungen bedeuteten zudem eine Kostenersparnis, da sie den Umfang von Übersetzungen reduzieren. Auch Reklamationen werden dadurch verringert, wenn der Benutzer das Produkt gleich von Beginn an „richtig versteht“.
Ähnlich wie bei der Technischen Zeichnung spielen bei der Technischen Illustration Linien und Transparenzen eine Rolle. Nicht zu unterschätzen ist auch die Entscheidung für eine Perspektive. Sogenannte echte Perspektiven nimmt das menschliche Auge als sehr realistisch und angenehm wahr. Allerdings lassen sie sich nicht auf weitere Abbildungen adaptieren, wenn Sie das Bauteil an anderer Stelle der Anleitung noch einmal aufgreifen. Bei einen anderen Größe stimmt die Perspektive nicht mehr überein.
Die Alternative ist die Parallelperspektive, die zwar weniger natürlich wirkt, aber den Vorteil hat, Abbildungen mehrfach zu nutzen. Die Richtung, aus der der Leser den Gegenstand betrachtet, ist dabei irrelevant.
Hier noch einmal kurz der Überblick der wesentlichen Unterschiede:
Technische Zeichnung:
- maßstabsgetreue Abbildung
- detailgetreue und exakte Darstellung des Objektes
- kein Raum für Interpretationen
- richtet sich vorrangig an Experten
Technische Illustration:
- weniger detailgetreue Abbildung
- leicht verständlich, sparsame Nutzung von Text und Einzelheiten
- Darstellungen werden schneller vom Betrachter erfasst
- richtet sich an Menschen ohne spezielle Vorkenntnisse
Die Docuneers sind an Ihrer Seite
Detailgetreu oder leicht verständlich: Egal ob Sie sich für die Technische Zeichnung oder die Technische Illustration entscheiden, wichtig ist, dass Sie Experten für die Visualisierungen an Ihrer Seite wissen. Bei all den Vorgaben und Standards ist es essentiell, mögliche Fallstricke zu umgehen, um den bestmöglichen Nutzen für Ihre Kunden zu garantieren. Bei den Docuneers arbeitet ein kompetentes und erfahrenes Team, das Ihnen auch bei der Konzeption und unternehmensspezifischen Umsetzung Ihrer Technischen Illustration hilft. So werden auch Ihre Abbildungen ein essentieller Baustein Ihrer Technischen Kommunikation.
Bildquellen: Pixabay